Einen wunderschönen guten Abend!
Heute hat Tag acht begonnen - die Tage fangen immer an zu zählen, sobald der Beutel mit der Antikörper-Infusion gewechselt werden und das ist circa so gegen 17 Uhr.
Es war wirklich sehr ereignisreich heute, man könnte fast sagen die Ereignisse haben sich überschlagen im Vergleich zu den sonst eher stupiden Krankenhausalltagen.
Da für Freitag meine Entlassung geplant ist, meine Therapie allerdings noch eine Weile weiterlaufen muss, habe ich heute mein wunderschönes Handtäschchen bekommen. In dieser Tasche werden mich Richard, die mobile Medikamenten-Pumpe, und der Infusionsbeutel die nächste Zeit begleiten. Natürlich ist auch extra jemand von der Herstellerfirma gekommen, um Richard vorzustellen und mich mit ihm vertraut zu machen. Glücklicherweise ist Richard sehr genügsam und ich werde in nächster Zeit nur alle 3-4 Tage ambulant ins Krankenhaus müssen um seinen Durst stillen zu können.
Außerdem wurde heute meine Zimmernachbarin entlassen, die zwar eigentlich ganz nett war, aber manchmal hat man halt doch lieber seine Ruhe (vor allem ist sie fast drei mal so alt wie ich, da hat man recht unterschiedliche Interessen). Kurioserweise hatten wir uns sogar letztes Jahr schon mal das Zimmer geteilt, waren quasi alte Bekannte, und jetzt hat es uns beide wieder erwischt.
Weil mein Port (Medikamenten-Katheter unter der Haut) jetzt schon eine Woche angestochen war, stand heute der reguläre Wechsel der Nadel an. Ich hatte große Hoffnungen, dass sich eure Hoheit Prinzessin Port auf der Erbse eventuell dazu herablassen würde, mit einer frischen Nadel ein paar Tröpfchen Blut herzugeben, aber nein. So ein zickiger Dickkopf - von wem er das nur hat?!
Dann kam die Stunde der Wahrheit, Erhöhung der Antikörper-Dosis auf das Doppelte. In seltenen Fällen kommt es dabei zu neurologischen Störungen als Nebenwirkung, aber bis auf mein übliches Gezappel verlauft bisher alles ruhig. Wenn man bisher alles gut vertragen hat und keine Nebenwirkungen zeigte, bleibt das meistens auch so.
Meine allerliebste Lieblingsschwester hat sich heute bei der Vorbereitung meiner Infusion über die Schulter fotografieren lassen. Das Blinatumomab ist in 240 ml Kochsalz gelöst und um eine kontinuierliche Medikamentengabe zu gewährleisten, wird die Infusionsleitung auch mit Blina befüllt. Das geschieht in einem speziellen Gerät hinter einer Glasscheibe. Das Gerät wird aufgeheizt und es entsteht eine Umgebung, die im Falle, dass der Beutel platzen sollte, die Pfleger vor dem Medikament schützt. Irgendwie auch ein bisschen gruselig, wenn ich mir vorstelle, dass das Zeug in meine Venen läuft und andere sich mit Monstermaschinen davor schützen... ;-)